Er studierte Geschichte, spielt gerne Tennis und ist im Klagenfurter Stadtsenat für die Bereiche „Gesundheit“, „Kultur“, „Integration“ und „Sport“ zuständig: Stadtrat Mag. Franz Petritz (Jahrgang 1982). Harald Raffer sprach mit dem Klagenfurter SP-Klubobmann über aktuelle Themen der Kommunalpolitik.
Man hat manchmal den Anschein, dass in der Politik nur mehr gestritten wird und Sachthemen dabei zu kurz kommen. Macht Ihnen Politik überhaupt noch Spaß?
Petritz: Dazu ein klares Ja! Es gibt, wie überall in der Arbeitswelt, Dinge, mit denen man kaum einverstanden ist. Aber mich freut es, wenn ich die Möglichkeit habe, etwas Sinnvolles gestalten zu können, also eigene Ideen umzusetzen. Das ist ein Antrieb, der mich täglich ins politische Tagegeschäft einsteigen lässt.
Wie sind Sie in die Politik gekommen?
Nach dem Zivildienst bin ich über die Studentenvertretung und das Renner-Institut als Clubsekretär ins Rathaus gekommen.
Spürt man in Klagenfurt noch die Covid-Pandemie?
Hier ist mir die Prävention ein besonderes Anliegen, vor allem in Schulen. Die Auswirkungen der Pandemie sind noch spürbar. Menschen sind, was das Impfen angeht, immer noch verunsichert. Das ist ein heikles Thema, das diskutiert werden muss. Wir müssen das Vertrauen in die Wissenschaft stärken. Impfen schützt!
Wie hält sich der Gesundheitsreferent gesund?
Indem ich auf den Ulrichsberg marschiere oder Laufrunden entlang der Glan oder am See absolviere. Wenn ich mich entspannen will, greife ich zu einem guten Buch.
Ärzte drohen nach Forderungen an die Gesundheitskasse wieder mit Streik….
Wir müssen das Gesundheitssystem gesundheitsfit machen. Das wurde über die letzten Jahre verabsäumt. Dabei gibt es viele Facetten – von der Pflege bis zur ärztlichen Versorgung. Das muss aber bundesweit gelöst werden. Wir brauchen keine Zwei-Klassen-Medizin.
Fehlen Pflegekräfte?
Wir stehen im intensiven Austausch mit dem Klinikum und dem Land Kärnten, um dem Pflegekräfte-Mangel entgegenzusteuern. Ich denke an die Errichtung des Gesundheitscampus im Norden der Stadt und der entsprechenden Ausbildung mit 800 Plätzen. Dazu gehört auch ein attraktives Einkommen. Man hat da in den letzten Jahres vieles verabsäumt.
Auf welche Sportler sind Sie als Sportreferent besonders stolz?
Natürlich auf den KAC. Aber auch auf die Austria Klagenfurt, die Wildcats oder die Wörthersee Piraten. In Klagenfurt sind rund 300 Sportvereine tätig, die mit ihren ehrenamtlichen Funktionären großartige Leistungen vollbringen. Mit Beginn der warmen Jahreszeit denke ich an Albatros und Nautilus, an die traditionsreichen Rudervereine, die gute Nachwuchsarbeit leisten. Wir verfügen über einen bunten Mix – einschließlich so genannter Randsportarten. Und ja – der KAC wird sicher wieder Eishockeymeister! Ich freue mich schon auf die Feier auf dem Neuen Platz. Und das neue Hallenbad wird künftig über ein 50-Meter-Becken verfügen, ein Alleinstellungsmerkmal im Alpen-Adria-Raum.
Immer mehr Schulkinder leiden an Übergewicht…
Wir versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten den Jugendlichen die richtige Ernährung, die gesunde Jause näherzubringen. Dazu kommen Bewegungseinheiten, die wir zusätzlich anbieten, etwa beim Sportschnuppern bei Vereinen.
Sind zwei Fußballakademien auf einem Standort möglich?
Nein! Ein Träger ist möglich, zwei Akademiebetriebe an einem Standort sind nicht durchführbar.
Ein Wort zur Causa Jost…
Dieses Thema beschäftigt die Stadt immer noch. Der ausgeschiedne Magistratsdirektor hätte sein Regel-Pensionsalter antreten sollen, der Bürgermeister hat das mit dem Notfallparagraf verlängert – ohne die politischen Gremien zu informieren. Ich möchte die Leistungen des ehemaligen Direktors nicht infrage stellen. Wer aber das Pensionsalter erreicht, sollte in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Wir haben immer auf eine rasche Ausschreibung für einen neuen Direktor oder eine Direktorin gedrängt. Es geht doch um ein Haus mit rund 1900 Mitarbeitern – und wir haben als Servicestelle eine große Verantwortung für die Bevölkerung. Dass das jetzt alles in Gerichtsverfahren endet, ist letztlich ein Versagen des Bürgermeisters.
Kann man Klagenfurt als Kulturstadt bezeichnen?
Zweifellos! Es gibt viele Vereine, Initiativen, große und zahlreiche kleine Veranstaltungen. Es herrscht eine Vielfalt an kulturellen Angeboten. Wir müssen diese Vielfalt erhalten. Ich halte nichts von der „Entweder-oder-Diskussion.“ Also entweder das Stadttheater oder das Stadion. Es muss eine gut ausfinanzierte kulturelle Szene geben, aber auch die Möglichkeit, dass Sportineressierte auf ihre Rechnung kommen. In Klagenfurt lebt die Kutlur das ganze Jahr. Wenn ich etwa an den Bachmann- oder den Lyrikpreis der STW denke als Veranstaltungen, die weit in den deutschsprachigen Raum ausstrahlen. Ich denke auch an die Koralmbahn, wo der Bahnhof als Einfallstor zur Stadt gleich das Musil-Museum als Literatur-Treff präsentiert, neben der AK-Bibliothek.
Denken Sie an einen Wechsel in die Landes- oder Bundespolitik?
Mir geht es in der Kommunalpolitik gut. Aus heutiger Sicht ist das ausgeschlossen.
Wie wird die SP bei der EU-Wahl abschneiden?
Hoffentlich gut! Ich finde es schade, dass das Thema „EU“ meist negativ behaftet ist. Zu Unrecht. Wichtig ist, dass die Leute wählen gehen und es bei einem pro-europäischen Kurs bleibt.
Ein Wort zum Vorsitzenden Andreas Babler?
Er ist sehr motiviert und inhaltlich stark aufgestellt. Er hat einen frischen Wind in die SP hereingebracht.